Folge 2: Gehört werden

Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit

In einer Gruppe verhandelt sich Meinung und Weltsicht

“Die Fragen ‘Wie trete ich mit anderen in Beziehung?‘ und ‚Wie und was kommuniziere ich, damit ich verstehe und verstanden werde?‘ sind in allen Lerngruppen ein Hintergrundthema, auch wenn das eigentliche Thema ganz anders heißt [...]“ (LANGMAACK und BRAUNE-KRICKAU 2010, S.12)

In theaterpädagogischen Prozessen wird nicht nur an bestimmten Themen gearbeitet, auch die Interaktion mit den anderen Teilnehmenden ist ein wichtiges Lernfeld. Teilnehmende haben in solchen Prozessen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen herauszufinden, wie sie sich innerhalb einer Gruppe positionieren, zugehörig fühlen oder auch abgrenzen können. In einem theaterpädagogischen Prozess geht es also nicht nur um das gewählte inhaltliche Thema, sondern immer auch um die Themen einer Gruppe(nbildung).
 
Dadurch, dass dieses in-Beziehung-treten- von den Theaterpädagog;innen begleitet wird, schaffen wir einen Ort, an dem die Teilnehmenden die Erfahrung machen können, dass sie ernst genommen werden, dass ihre Meinung zählt, dass sie Verantwortung für sich und die anderen tragen. Kurz: Sie werden gehört und erleben Selbstwirksamkeit. Zudem merken sie, dass Realitäten oft nicht absolut sind, dass wir unser Wissen im sozialen Kontext durch Aushandlung weiterentwickeln und aktualisieren können. Als Theaterpädagog:innen schaffen wir Raum für Aushandlung. In diesem Kontext entstehen auch Herausforderungen und Fragen, die in weiterführenden Episoden und in der Praxis noch genauer erforscht werden sollten: 

  • Manchmal, z.B. brauchen Teilnehmende auch eine "Erlaubnis zu Schweigen". Nicht-Wissen ist ein willkommener Zustand. Manchmal haben wir keine Meinung oder sind überfordert. Nicht immer merken wir das oder können es benennen. 

Für uns beim Ei ist klar. Lernen ist ein Prozess und jede:r lernt in einem theaterpädagogischen Prozess Unterschiedliches zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dieses Potential zu entfalten bedarf einer sensiblen Moderation und geschickt angelegten Reflexionsrunden die mal mehr geführt werden müssen und mal eigendynamischer ablaufen können - je nach Kontext.  

“Für mich persönlich waren die Erlebnisse innerhalb der Ausbildung bei Das Ei prägend. Die Erfahrung, sich in einer Gruppe zu positionieren, bei sich bleiben zu können und dabei gleichzeitig mit anderen zu sein, war für mich besonders wertvoll. Ständig in Kontakt mit mehreren Menschen zu sein, verschiedene Meinungen auszuhalten, sich kennen zu lernen, sich dazugehörig zu fühlen, oder eben auch mal nicht dazugehörig zu fühlen, all das und noch Vieles mehr haben mich Einiges über mich und auch über Gruppen gelehrt “ Zitat einer Absolventin der Ausbildung bei DAS Ei


Über Partizipation und innere Freiheit...

Quellen

LANGMAACK, BARBARA/BRAUNE-KRICKAU, MICHAEL (2010): Wie die Gruppe laufen lernt. Anregungen zum Planen und Leiten von Gruppen. Ein praktisches Lehrbuch. 8., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim/Basel: Beltz


Folge 1: Gruppenerlebnisse
Sich einlassen und Erfahrungen machen